Offener Brief zu den Drum and Bass Awards Germany by UTM

Hallo UTM,

bisher haben wir uns zum Thema „DnB Awards Germany“ zurückgehalten. Da uns aber Platz drei in der Kategorie „Best Label – Central Germany“ zuteil wurde und ihr uns schon mehrmals gefragt habt, wo ihr die Trophäe hinschicken sollt, müssen wir nun wohl doch etwas dazu sagen.

Awards sind generell ein schwieriges Thema und die Geschichte zeigt, dass Ergebnis und Realität nicht immer viel miteinander zu tun haben, egal wie sehr man sich um Neutralität bemüht. Wir wollen nicht alles schlecht reden, auch wir sehen bei manchen Awards durchaus Gutes. So dürfen sich unserer Meinung nach einige zurecht über euren Award freuen, auch wenn offensichtlich ist, dass in erster Linie die Social Media Aktivität die ersten Plätze bestimmt und andere, die es sehr wohl verdient hätten, leer ausgehen. 

Ganz konkret kritisieren wir, dass dieser Award nicht von einer möglichst unabhängigen Vereinigung verschiedener Protagonist*innen der Szene ins Leben gerufen und durchgeführt wurde, wie bei anderen Awards, sondern von einer Party- und Label-Crew, die immerhin nie versucht hat zu verschleiern, dass Award und Crew nicht voneinander trennbar sind. Euer Crew-Name taucht im Logo, auf den Trophäen und auch sonst an allen Stellen auf. Der Award war 2021 kaum ins Leben gerufen, da habt ihr bereits euer “Drum & Bass Awards Germany Summerfest” beworben (www.facebook.com/events/500943067898792).
Die Acts, die dort aufgetreten sind, hatten zu dem Zeitpunkt rein gar nichts mit dem Award zu tun. Dieser lief ja gerade erst an, aber ihr wart euch nicht zu schade das Artwork und die Aufmerksamkeit, die ihr über den Award generiert habt, für diese Random-UTM-Veranstaltung zu nutzen. Das war ein komischer Start für diesen Award.

Hinter UTM und den Awards steht die Marketing GbR FRIMAR SOLUTIONS. Die Idee des Awards war ein wirklich genialer Schachzug von euch, das muss man wirklich sagen. Viele Acts, Labels oder Crews lassen sich von so einem Award triggern. Sie machen in der Votingphase Werbung für sich und sofern jemand gewonnen hat, auch noch mal nach der Auswertung. Nehmen wir keinem übel, Promotion ist für alle wichtig, aber es war und ist schon teilweise skurril, wie hier eine 1A-UTM-Werbekampagne quer durch Deutschland gefahren wurde und wird, indem euer Name, verknüpft mit Props oder Bildern der Trophäen, die Timelines verstopft.

Wir verstehen, dass ihr viel Arbeit in dieses Projekt gesteckt habt, dafür kann man euch Respekt zollen aber wir glauben, dass es zu einem nicht unerheblichen Teil um die Stärkung eures eigentlichen Kerngeschäfts geht und wenn eine Marketing GbR massenhaft E-mail Adressen über einen solchen Award abgrast, bleibt zumindest ein Geschmäckle.

Versteht uns nicht falsch! Uns ist wichtig, dass Kulturschaffende mit ihrer Arbeit Geld verdienen. Allerdings hat man bei euch oft das Gefühl, dass dieser Aspekt, gegenüber der eigentlichen Kulturarbeit, im Vordergrund steht. Ihr seid bisher nicht gerade damit in Erscheinung getreten, Newcomer zu fördern, für mehr Diversität zu kämpfen oder für eine Förderung der Szene und der dahinter stehenden breiten Kultur zu stehen. Auffällig sind dagegen euer Expansionsdrang, sowie zweifelhafte Aktionen und Verhaltensweisen.

Die deutsche DnB Szene ist großartig. Sie ist vielseitig, gespickt mit talentierten Künstler*innen und enthusiastischen Personen, die tolle Veranstaltungen organisieren. Natürlich ist es schön, wenn all diese Leute mehr Aufmerksamkeit bekommen, wir glauben aber nicht, dass es damit getan ist, möglichst viele Namen bei einem Award aufzulisten, wobei überhaupt nicht klar ist, wer für was steht. Ein inhaltsloser Wettbewerb bringt die Szene definitiv nicht weiter!

Mal von diesem Thema abgesehen, bleiben die typischen Problemchen solcher Awards. 79 Kategorien unterteilt in sieben Sparten, Leipzig in Zentraldeutschland und eine vierstündige Preisverleihung, um nur einen Auszug der Kuriositäten zu nennen.

Dass viele Gewinner*innen aus eurem direkten Umfeld kommen oder ihr euch gleich selbst die Trophäen übergeben habt, ob verdient oder nicht, scheint euch immerhin peinlich zu sein und offensichtlich soll weiter am Konzept gearbeitet werden. Das ist zwar löblich, aber wir fänden es besser, wenn ihr eure Zeit und auch das Geld, welches ihr über die Kulturförderungen bekommen habt, in eine echte Förderung der Szene investieren würdet und weniger in die Stärkung eurer eigenen Marke.

Dass wir einen Labelpreis bekommen haben, zeigt auch, dass dieser Award nicht viel mit der Realität zu tun hat. Uns fallen andere Labels in Leipzig ein, die ihre Hausaufgaben wesentlich besser machen, aber leider keine Berücksichtigung bekommen haben. Wir fragen uns auch, wie viele Stimmen eigentlich für den dritten Platz dieser Kategorie nötig waren? Wahrscheinlich nicht sehr viele und damit bleibt das Kernproblem: Dieser Award ist nicht repräsentativ! Unsere Trophäe könnt ihr aus den genannten Gründen behalten oder entsorgen.

MfG, Boundless Beatz

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